Meine Erfahrungen mit dem Tiny Tusk Verlag

Meine Erfahrungen mit dem Tiny Tusk Verlag

17. Januar 2024 0 Von yunuyei

Mein letzter Beitrag ist auf große Resonanz gestoßen und ich habe einige Anfragen bekommen, wie meine Zusammenarbeit mit anderen Verlagen so lief.

Unter anderem arbeite ich mit dem Tiny Tusk Verlag als Illustratorin zusammen und werde euch mehr über die Kooperation berichten.

Wer ist der Tiny Tusk Verlag?

Tiny Tusk ist ein kleiner österreichischer Verlag aus Wien. Gegründet wurde der Verlag 2017 unter dem Namen Littera Magia, wurde aber letztes Jahr umbenannt.

Der Verlag hat einen starken Fokus auf Light Novels, Novellen und Anthologien im Bereich der Phantastik und Nischengenres wie z.B. Orks. Es gibt regelmäßig Ausschreibungen.

Autoren und Autorinnen erhalten einen Vertrag und eine angemessene Bezahlung (Tantiemen). Die Bücher werden von professionellen Illustratorinnen illustriert und für alle Werke gibt es ein professionelles Lektorat und eine Buchsatz.

Da die Verlegerin selbst Autorin ist und dies nicht ihr erster Verlag ist, hat sie auch viel Erfahrung in dem Bereich.

Veröffentlichung und Vertrieb

Die Bücher sind als E-Books und Print on Demand Bücher überall erhältlich. Zudem druckt der Verlag auch selbst Bücher und bietet dieses auf Veranstaltungen (vorrangig Conventions) und im eigenen Webshop an. Zu erwähnen ist, dass der Verkauf über Conventions ein eher branchenuntypisches Modell für einen Verlag ist.

Wie läuft die Zusammenarbeit ab?

Wie bereits erwähnt, gibt es regelmäßig Ausschreibungen. Dies ist der beste Weg sich zu bewerben.

Vom Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnungen bis hin zur Veröffentlichung kann es schon mal 1-2 Jahre dauern. Das ist jetzt nicht ungewöhnlich. Zu beachten ist, dass gerade bei Anthologien der Aufwand für einen Verlag relativ groß ist, da eine Vielzahl von Personen involviert sind. Lektorat, Buchsatz, Illustration können zudem mehrere Monate in Anspruch nehmen, je nachdem wie entsprechende Personen ausgelastet sind. Die Tantiemen werden jährlich ausgezahlt.

Lohnt sich die Zusammenarbeit mit einem Kleinverlag als Autor /Autorin?

Die Antwort ist JEIN. Reich und berühmt wird man bei einem Kleinverlag nicht. Es muss einem bewusst sein, dass ein Kleinverlag keine riesen Reichweite hat und kaum Geld für Werbung ausgeben kann. Man sollte sich nur bei einem Kleinverlag bewerben, wenn man selbst bereit ist für die eignen Publikationen Werbung zu machen. Der Verlag organisiert auch gerne Lesungen und Signierstunden. Ticketkosten für Veranstaltungen wie die Buchmessen werden dabei übernommen, die Anreise jedoch nicht. Das mag überraschen, hängt aber auch mit dem Budget zusammen und ist bei Kleinverlagen eigentlich immer der Fall.

Eine professionelle Veröffentlichung mit Druck eines Buches ist kaum unter einem vierstelligen Betrag möglich. Der Verlag geht komplett in Vorleistung und kümmert sich um Korrektorat, Buchsatz und Illustration. Man selbst hat keinerlei Kosten und kein finanzielles Risiko, was gegenüber beispielsweise eines Kostenzuschussverlages eine riesen Plus ist. Die Vergütung ist absolut Branchenüblich, fällt aber natürlich nicht so riesig aus, da die Verkaufszahlen geringer sind.

Allerdings ist auch zu erwähnen, dass man nicht zwingend bei einem großen Verlag reich wird. Größere Verlage geben meist einen Vorschuss auf die Tantiemen. Dennoch kann es sein, dass das Buch kein Bestseller wird und man abseits des Vorschusses nicht wirklich weiter Geld verdient. Bei vielen Verlagen bewegen sich die Tantiemen zwischen 7%-15% pro verkauftem Buch. Wenn ein Buch z.B. nur 9,95€ kostet, wird man nicht gerade reich, es sei denn man schreibt einen Bestseller. Zudem erhalten Bücher, die nicht gut laufen, keine weiteren Auflagen. Auch muss man natürlich auch seine Einnahmen noch versteuern. Auch gibt es keine Garantie, dass ein großer Verlag wirklich Werbung für die eigene Publikation macht. Viele Bücher verkaufen sich bei großen Verlagen auch h über die starke Präsenz in Buchläden und Listungen und es kann schon sein, dass das eigene Buch vielleicht in der Masse untergeht.

Self-Publishing kann da deutlich lohnenswerter sein. Das hängt aber auch häufig davon ab, wie viel man schreibt, in welchem Genre man unterwegs ist und wie die eigenen Bücher nun mal ankommen. Die eigenen Werke sollten schon einen gewissen Qualitätsanspruch haben, um erfolgreich zu sein. Das bedeutet Kosten für ein Lektorat, Grafiker und den Buchsatz. All diese Kosten muss man im Voraus tragen und gerade als jemand, der noch wenig Publikationserfahrung hat, ist es schwierig die passenden Personen für diese Dienstleistungen zu finden. Zudem gibt es ja keine Garantie, dass sich die Investition auszahlt.

Kleinverlage lohnen sich dahingehend um das eigene Portfolio aufzuwerten bzw. wenn man wenig Arbeit mit der Veröffentlichung haben möchte. Man selbst hat keine Risiken! Bücher werden professionell veröffentlicht und man kann eine Menge Erfahrung sammeln. Zudem begünstigen Verlagspublikationen die Bewerbungschancen bei anderen Verlagen und können teilweise auch Voraussetzungen für Förderungen sein. Des Weiteren besteht die Chance, dass eine Publikation im Ausland veröffentlicht wird. So werden z.B. einige der Tiny Tusk Publikationen nächstes Jahr bei Pixel-Lite Novels auf Englisch erscheinen.

Wie läuft die Zusammenarbeit als Illustratorin?

Ich selbst arbeite als Illustratorin gerne mit dem Verlag zusammen und bekomme als Illustratorin eine auftragsbezogene einmalige Vergütung (auch das ist üblich). Ich habe sehr viele kreative Freiheiten und es gibt selten Änderungswünsche, die mich Zeit und Nerven kosten. Nur wenn die Autoren etwas anders wünschen, fallen eigentlich Änderungen an. Wenn ich etwas Negatives sagen müsste, wäre es die Vergütung. Die ist angesichts der Größe und des Budgets des Verlages in Ordnung, aber natürlich sind Aufträge von großen Unternehmen deutlich besser bezahlt. Dennoch nehme ich mir gerne die Zeit für Coverillustrationen. Das liegt vor allem daran, dass mir die Arbeit dort Spaß macht und es meist keinen großen Zeitdruck oder eben eine Unzahl an Änderungswünsche gibt. Ich kann meine Ideen nach meinen Vorstellungen umsetzen und das ist leider in der Illustrationsbranche selten. Auch ist das Feedback der Autorinnen bisher sehr positiv ausgefallen.

Fazit

Ich kann den Kleinverlag für eine Zusammenarbeit sehr empfehlen. Man sollte sich halt bewusst sein, dass es sich nicht um einen großen Verlag handelt und dass dementsprechend die Vergütung ausfällt bzw. man auch bereit sein muss, ein wenig für die eigenen Publikationen zu werben.