Meine Erfahrung mit dem IHK Gründungscoaching
Hallihallo,
ich habe kürzlich mal wieder eine spannende Erfahrung gemacht, die ich gerne mit euch teilen möchte.
Ich arbeite an einem Start-Up und dementsprechend habe ich mich nach passenden Förderungen erkundigt. Von der IHK bin ich auf das Vor- und Nachgründungscoaching gestoßen, dass ich gerne in Anspruch genommen habe.
Was ist das Vor- und Nachgründungscoaching?
Bei diesem Förderangebot, dass es in ganz Deutschland gibt, unterstützt einem die Industrie- und Handelskammer (IHK) indem sie Coachings durch einen qualifizierten Unternehmensberater unterstützt/bezuschusst. 70% des Coachings ist förderbar. Ich fand das Angebot großartig und wollte dies unmittelbar wahrnehmen.
Einen passenden Coach finden
Für das Coaching musste ich erst einmal einen passenden Unternehmensberater finden. Ich wollte Unterstützung beim Businessplan erhalten. Zwar bin ich Doktor der Betriebswirtschaft, habe aber wenig Erfahrung wie man den Zahlenteil besonders bei komplexeren Firmenstrukturen so gestaltet, dass dieser plausibel und attraktiv für Investoren und Banken ist. Gerne habe ich dafür professionelle Hilfe von jemanden in Anspruch genommen, dessen tägliches Brot das ist.
Meine Wahl viel dabei auf Jörg Teschner. Einen Unternehmensberater aus NRW. Ich habe ihn ausgewählt, da mir sein Angebot am besten gefallen hat und wir gleich einen sehr guten Draht zueinander hatten.
Antrag stellen
Deutsche Bürokratie ist schon eine Wissenschaft für sich. Man muss nicht nur einen Antrag stellen, sondern auch begründen, warum das Coaching will und ein persönliches Gespräch führen. Für den Antrag waren viele Unterlagen notwendig, die alle im Original eingeschickt werden und unterschrieben werden mussten (warum Deutschland bis heute keine digitale Amtssignatur wie in Österreich hat, ist mir ein Rätsel) und schon diese ganze Vorphase war eine ziemliche Herausforderung.
Nach 6 Wochen war dann aber endlich alles genehmigt und ich durfte das Coaching starten. Ein Learning war definitiv für mich, dass man es bei den Anträgen nicht zu eilig haben darf und es einige Zeit braucht, bis die Anträge genehmigt sind und man sich auf mehrfache Rückfragen einstellen muss.
Das Coaching
Das Coaching war nun endlich genehmigt und es konnte losgehen. Der Begriff Coaching ist dabei etwas irreführend, da es sich um eine Beratung handelt (Coaches sagen einem nicht, wie man etwas zu machen hat ;)). Die Beratung war großartig und ich habe sehr viel hilfreichen Input bekommen. Innerhalb von 6 Wochen war der Businessplan auch fertig.
Rechnung einreichen
Jetzt ging der nervenaufreibende Teil des Coachings los. Ich musste den Unternehmensberater bezahlen und das Geld natürlich vorstrecken. Die Rechnung musste ich zusammen mit vielen anderen Unterlagen bei der IHK einreichen (Anfang Januar). Innerhalb von 8 Wochen sollte der Antrag bearbeitet/erstattet werden.
Leider war das nicht der Fall
Der Erstattungsprozess
Nach 8 Wochen (Anfang März) ist der IHK eingefallen, dass sie noch ein paar Unterlagen benötigen würden, die ich umgehend eingeschickt habe. Nach 3 weiteren Wochen wollten sie noch weitere Unterlagen und haben versucht meinen Antrag unter dem Vorwand, dass ich auch in Österreich wohne, abzulehnen. Ich habe zwei Wohnsitze und die IHK wusste das von Anfang an, weil es in der Antragsstellung thematisiert wurde.
Ich habe dann die Situation nochmal erläutert und weitere Unterlagen eingeschickt. Danach kam wochenlang nichts mehr.
Nach 4 weiteren Wochen (im Mai) habe ich mich selbst bei der IHK gemeldet, um zu fragen, ob mein Antrag genehmigt wurde. Die Antwort war etwas kryptisch. Der Antrag sei bei der Auszahlungsstelle und sofern positiv bewilligt, würde ich bald das Geld erhalten.
Also hieß es weiter Geduld haben. Eine Woche nach meinem Anruf, kam dann endlich der positive Bescheid und 1 Woche danach, habe ich das Geld endlich erhalten. Ingesamt hat es fast 18 Wochen benötigt.
Fazit
Die Mitarbeiter der IHK waren alle sehr nett und ich finde das Förderprogramm an sich eine tolle und wichtige Sache. Allerdings ist es – typisch deutsch – viel zu bürokratisch. Ich musste fast 18 Wochen auf einen vierstelligen Betrag warten, den ich dringend für die Investition in mein Start-Up benötigt hätte. Zum Glück hatte ich mich nicht zu 100% darauf verlassen, dass das Geld pünktlich kommen würde.
Ich habe ja ein Kleingewerbe und dadurch bereits laufendes Einkommen aus diesem. Die Situation wäre aber eine völlig andere, wenn ich mein Start-Up komplett bei 0 Gründen hätte wollen. Da hat man Anfang noch gar kein Geld und der Businessplan ist Voraussetzung für Kredite und andere Förderung. Das man erst einmal so viel investieren muss, während es unklar ist, ob man das Geld wirklich zurückbekommt und wann, ist kontraproduktiv.
Andere Förderungen sind dort deutlich gründerfreundlicher gestaltet, in dem man beispielsweise einen Gutschein bekommt, denn man zusammen mit einer Rechnung einreicht usw.
In Summe würde ich zu dieser Förderung nur raten, wenn man finanziell solide aufgestellt ist und die Erstattung als netten Bonus empfindet, aber nicht zwingend auf diese angewiesen ist.
Herrn Teschner als Berater kann ich aber sehr empfehlen und es hat mich gefreut, mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen.
Noch ein Hinweis:
Wie mit allem in Deutschland, kann sich der Prozess von Bundesland zu Bundesland deutlich unterscheiden. Herr Teschner hat viel Erfahrung mit dieser Förderung und empfand die Durchführung der Förderung in NRW deutlich leichter, als in Bayern.