Review: XP Pen Magic Drawing Pad

Review: XP Pen Magic Drawing Pad

18. August 2024 0 Von yunuyei

Hallo liebe Leser und Leserinnen,

heute ist es wieder mal Zeit für ein neues Review!

XP Pen war so lieb, mir für ein Review Magic Drawing Pad zur Verfügung zu stellen. Es handelt sich somit um ein gesponsertes Review, allerdings kein bezahltes. Ich darf ganz offen und ehrlich meine Meinung schreiben. Hier findet ihr auch ein Videoreview:

Was ist das Magic Drawing Pad?

Das Magic Drawing Pad ist ein für das Zeichnen optimiertes Android Tablet. Es richtet sich speziell an Künstler und ist mobil. Damit stellt es eine echt Alternative z.B. zum iPad dar.

Spezifikation

  • Das Tablet bietet 8 GB RAM + 256 GB interner Speicher
  • Speicherkarten Slot
  • Mit 599 g ist es ein Fliegengewicht unter den Tablets
  • Seitenverhältnis 3:2
  • 16,77 Millionen Farben, 77 % NTSC, 109 % sRGB, 82 % Adobe RGB
  • Druckstufen: 16.384
  • 1x USB-C Anschluss
  • Betriebssystem Android 12
  • X-Paper Display

Preis

Das Magic Drawing Pad kann man für 599,99€ im XP Pen Shop zu erwerben. Allerdings gibt es regelmäßig Rabattaktionen, so dass man es schon ab ca. 500€ kaufen kann.

Review

Für mein Review werde ich das Tablet stellenweise mit meinem iPad Pro 13″ vergleichen bzw. dient mir dieses als Referenz. Allerdings ist hier vorab klar zu sagen, dass das Magic Drawing Pad mit knapp 500€ nur 1/3-1/4 eines iPad Pro 13″ kostet, dass man nicht unter 1600€ mit Stift (1900 mit Simkartenslot/Cellular) und ohne wesentliches Zubehör bekommt. Man muss also beim Vergleich immer auch den Preis im Kopf behalten.

Ich bewerte die verschiedenen Kategorien anhand von Sternen. 5 sind das Maximum.

Installation ★★★★★

Das Magic Drawing Pad lässt sich sehr leicht installieren und wer bereits ein Android Ökosystem hat, wird es sehr schnell zum Laufen bringen.

Es sind bereits einige Zeichen-Apps (z.B. ibis Paint X) vorinstalliert und weitere (wie z.B. Clip Studio) lassen sich einfach herunterladen.

Mitgeliefertes Zubehör ★★★★★

Sehr positiv überrascht bin ich vom umfangreichen Zubehör. Mit dabei beim Magic Drawing Pad sind eine Hülle, ein Netzteil, Ersatzspitzen und Wechselwerkzeug und ein Handschuh. Das ist alles andere als selbstverständlich heutzutage. Apple liefert nicht mal mehr ein Netzteil mit…

XP Pen hat mir zudem noch einen Ständer dazu geschenkt.

Der Ständer ist schön schwer und wirklich hochwertig verarbeitet. Die Hülle ist recht praktisch, da man in dieser den Stift gleich unterbringen kann. Allerdings schützt sie das Display nicht. Das Display ist leider empfindlich. Während der Stift keinerlei Kratzer verursacht, können raue Gegenstände schnell das Display beschädigen. So hat es ein Teilnehmer bei einem Workshop irgendwie geschafft, mit seinem Cosplay das Display zu zerkratzen.

Erwerbbares Zubehör ★★★☆☆

Das Magic Drawing Pad ist erst wenige Monate alt. Deswegen gibt es derzeit noch wenig Zubehör ergänzend zum Mitgelieferten zu kaufen. Was mir besonders fehlt, ist eine Schutzhülle mit Flip Cover, eine Displayschutzfolie (inbesondere eine Paperlike). Ich hoffe, dass XP Pen hier bald nachliefert.

Empfehlenswertes und erhältliches Zubehör sind das Keyboard, der Ständer und der X3 Pro Stylus.

Das Display ★★★★☆

Mit 12.2″ hat das Magic Drawing Pad eine tolle Größe und mit einem Seitenverhältnis von 3:2 auch einen Vorteil gegenüber dem Großteil der Konkurrenz, die 16:9 anbieten. Das ist nun Geschmacksache, ich finde aber, dass beim Seitenverhältnis von 3:2 immer noch sehr viel Zeichenfläche verloren geht. Ich selbst bevorzuge ein Seitenverhältnis von 3:4 und ich hoffe, dass XP Pen das bald auch für das Drawing Pad anbieten wird (das Artist 14 Pro gibt es z.B. in diesem Verhältnis).

Die Farbqualität ist hervorragend. Sehr positiv finde ich, dass man wirklich kaum Fingerabdrücke auf dem Display sieht.

Touch ★★★☆☆

Als mobiles Tablet kommt das Magic Drawing Pad natürlich mit Touchfunktion. Diese funktioniert weitestgehend flüssig. Allerdings hat sie das weitverbreitete Problem, dass die Hand mit dem Stift verwechselt wird und so immer wieder Schlieren und Punkte entstehen. Um das zu vermeiden, sollte man mit dem mitgelieferten Handschuh zeichnen. Fairerweise muss man sagen, dass bis jetzt jedes Tablet, außer iPads, die ich getestet habe, dieses Problem hatte (gerne dazu auch meine älteren Reviews sehen). XP-Pen ist aber einer der wenigen Hersteller, der noch einen Handschuh kostenlos mitliefert, insofern sehe ich das Ganze nicht so kritisch.

Batterie ★★★★★

Positiv überrascht war ich von der langlebigen Batterie. Im Standby hat das Magic Drawing Pad fast zwei Wochen ohne Ladung überlebt. Die versprochenen 13 Stunden Dauerbetrieb hat es bei mir nicht ganz geschafft, aber auch beim aktiven Zeichnen, hat das Magic Drawing Pad lange durchgehalten. Dafür 5 Sterne.

Stift ★★★☆☆

Der Stift liegt solide in der Hand, bietet aber wenig Komfort. Bei einem Gerät in der Preisklasse hätte ich mir zudem eine Radiergummispitze erhofft. Ich empfehle deswegen, den X3 Pro Stylus zu erwerben, für mehr Komfort.

Zeichengefühl ★★★★☆

Das Magic Drawing Pad wirbt mit einem Zeichengefühl wie auf Papier. Das kann ich nicht bestätigen. Zwar ist die Oberfläche weniger glatt als von vielen anderen Tablets, trotzdem fühlt sich das Ganze immer noch »künstlich«, wie auf Glas an. Wenn man, wie ich, an ein iPad Pro mit Paperlikefolie und Metallspitze beim Stift gewöhnt ist, ist es kein Vergleich. Leider gibt es aktuell noch keine Paperlike-Folien für das Magic Drawing Pad. Ich werde demnächst aber probieren, eine alte iPad Folie zuzuschneiden und diese mit dem Magic Drawing Pad zu testen.

Präzision und Drucksensitivität ★★★☆☆

Hier hat mich das Magic Drawing Pad ein bisschen enttäuscht. Es gibt eine ganz klare Lücke zwischen Stylus und Zeichenfläche. Die Lücke kann man ein wenig über Stifteinstellungen beheben, sie bleibt aber noch bemerkbar. Die Latenzzeit (die Verzögerungszeit/Reaktionszeit zwischen tatsächlicher Bewegung und dargestellter Bewegung) ist im durchschnittlichen Bereich.

Über die Einstellung -> Erweiterte Funktionen -> Handschrift ist nicht ausgerichtet kann man die Lücke zwischen Stift und Cursor etwas korrigieren

Das Zeichenergebnis ist aber generell gut und es lässt sich flüssig und fein zeichnen, aber hier bin ich schon Besseres, auch von XP-Pen selbst, gewohnt.

XP Pen wirbt mit einer noch nie dargewesenen Druckstufenintensität von 16.384.

Zum Vergleich: Die von Wacom patentierte EMR-Technologie, die in den meisten Stiften – außer Apple – verbaut ist, bietet nur rund 4.096 Druckstufen.

Dennoch wirken die Linien nicht so fein und zart, obwohl sehr dünne Linien möglich sind. Die Antwort liegt wahrscheinlich in der Neigungssensitivität, die bei diesem Stift nicht verbaut ist. Dadurch geht den Linien die Dynamik verloren.

Neigungssensivität bedeutet, dass je nach Stiftwinkel sich auch die Dicke der Linien ändert. Dass diese fehlt, macht sich eben stark bemerkbar, da helfen auch tausende zusätzliche Druckstufen nicht.

Anbei ein Bildbeispiel. Beide Zeichnungen wurden mit einem »Echten G-Pen« in gleicher Stärke und Stabilisierung gemacht.

Übrigens ist die Menge an Druckstufen etwas, was für mich heute eh kaum noch einen Unterschied macht. Einen Unterschied zwischen 2.000 und 4.000 Druckstufen mag man vielleicht noch spüren, aber darüber handelt es sich um Tausendstel einer Bewegung, die kaum noch bemerkbar sind. Funfact: Apple macht gar keine Angaben zu den Druckstufen

Stabilität und Leistung ★★★★☆

Okay, nochmal zur Erinnerung: Das Gerät kostet mit all dem tollen Zubehör nur knapp 500€. Es läuft deutlich stabiler als beispielsweise mein erstes Windows Surface 3. Clip Studio ist mir bisher nur bei Öffnen mehrerer Mangaseiten gleichzeitig abgestürzt, Dennoch ist hier und da mal der Bildschirm eingefroren oder es gab einen Bug, so dass beispielsweise der Bildschirm sich nicht mehr gedreht hat. All das fällt mir wahrscheinlich nur auf, weil ich bisher Hochleistungsgeräte benutzt habe (Mobile Studio Pro und iPad Pro) und das nun mal so ist, als würde man einen VW Golf mit einem Ferrari vergleichen. Für den alltäglichen Gebrauch läuft das Tablet einwandfrei. Wenn man aber wirklich anspruchsvolle und große Dateien hat, kann es hier und da zu Problemen kommen, da der Octa-Core Mediatek MT8788 Chip eher ein Mittelklasse-Chip ist. Aber bei dem Preis ist auch nicht zu erwarten, dass er sich mit dem M4 Chip eines iPad Pros messen kann.

Android Ökosystem

Noch ein ganz klarer Hinweis, wer bis jetzt nichts mit Android am Hut hatte, der wird vielleicht die ein oder andere Startschwierigkeit mit dem Betriebssystem haben. Beispielsweise habe ich es nicht geschafft, Clip Studio Dateien auf dem Gerät von einem USB Stick aus zu öffnen. Das ist wahrscheinlich problemlos möglich, für mich, die aber seit 20 Jahren 95 % Appleuser ist, war das Ganze irgendwie umständlich und ich muss mich erst in das Betriebssystem reinarbeiten. Meine Apple-Geräte streiken etwas bei der Zusammenarbeit mit dem Tablet. Insofern muss man das Ökosystem berücksichtigen. Wer bereits ein Android-Ökosystem hat, bei dem wird sich das Gerät perfekt einfügen. Umgekehrt ist es natürlich bei Androidusern, die sich ein Applegerät erstmalig anschaffen. Die Systeme sind einfach nicht auf Zusammenarbeit miteinander ausgelegt. Z.B. funktioniert Androids »Quick-Share« (bei Apple Air-Drop) nur mit Windows- und Androidgeräten. Ich empfand die Handhabung des Mobile Studio Pros mit Windows 10 deswegen deutlich angenehme, als die mit Android.

Preis-Leistungs-Verhältnis ★★★★★

Trotz einiger Kritikpunkte muss man sagen, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis einfach stimmt. Klar könnte man hier und da etwas verbessern bzw. macht die Konkurrenz etwas besser, aber dementsprechend muss man dann auch mehr dafür bezahlen.

Fazit:

Unter den mobilen Zeichentablets der Preishit und sowohl für Hobbyartists als auch professionelle Künstler geeignet. Für Profis mit hohen Leistungsansprüchen würde ich es eher als mobiles Zweitgerät bzw. als Ergänzung zum stationären Pen-Display sehen, da die Leistung und die fehlenden Neigungssensivität ggf. störend sein können. Anfänger und Hobbykünstler hingegen können bedenkenlos zuschlagen.

VorteileNachteile
Top Preis-Leistungs-VerhältnisMittelstarker Prozessor
Viel Zubehör inklusiveKeine Displayschutzfolie derzeit verfügbar
16k DruckstufenKeine Neigungssensivität, Cursor Lag
Speicher mit Karte erweiterbarNur in einer Konfiguration erhältlich
Angenehmes ZeichengefühlKein papierähnliches Gefühl
Sim Karten Slot
Super leicht